Der Band versammelt Beiträge von Forschern verschiedener Disziplinen und Länder. Sie erkunden Lebensläufe von Schriftstellern, Philosophen und Gelehrten, aber auch Migranten zwischen dem 18. und 20. Jahrhundert, die in und zwischen verschiedenen Kulturen gelebt haben oder leben. Interkulturalität gewinnt Kontur als Lebens- und Erklärungsmuster. Die gut lesbaren Darstellungen haben ihren Schwerpunkt im Spannungsfeld zwischen Deutschland, Italien, Frankreich und der Schweiz. Ausblicke in Lebenswelten des Iran und Schwarzafrikas öffnen die Perspektive auf weitere Zusammenhänge.
Die Einzelanalysen untersuchen die (Auto-)Biographien und andere Lebenszeugnisse mit der Frage, wie in ihnen ‘Interkulturalität’ entsteht: Wie bestimmen die Autorinnen und Autoren die Verschiedenheit von Kulturen, wie ihre Interaktion, wie ‘gemischte’ Identität, wie Mittlerfunktionen? Auch Bezüge zur Tradition der europäischen (Auto-)Biographie, zum Beispiel zu Augustinus, werden in den Untersuchungen sichtbar.
Der Band setzt mit einem Vergleich prägender Faktoren in Lebensläufen unterschiedlicher Kulturen ein (Boveri/Farman-Farmaian). Er behandelt dann Lebensläufe, in die Migration eingreift. Was bedeutet dabei ein Modernisierungsgefälle, welche Rolle spielt hergebrachte plurikulturelle Kompetenz wie bei den mehrsprachigen afrikanischen Immigranten in Italien? Auch innereuropäische Migration in der Schweiz und anderswo demonstriert ‘plurale Identität’ mit innovativen Vermittlerfunktionen. Erklärungsmuster von Interkulturalität wie ‘das Eigene und das Fremde’ bleiben hinter der Lebenswirklichkeit zurück.