In der Transferforschung rücken die sogenannten »Mittler« mehr und mehr ins Zentrum des Interesses. Dabei handelt es sich um Institutionen oder Personen, die sich intensiv für Austausch und Verständigung zwischen den Nationen engagieren und damit den politischen und zivilgesellschaftlichen Annährungsprozess vorangetrieben haben. Darüber hinaus existieren aber zahlreiche weitere Akteure, denen bisher selten Aufmerksamkeit geschenkt wurde: Künstler, Kulturschaffende oder Wissenschaftler haben oft bedeutsame Wechselwirkungen provoziert, ohne sich dies zur Aufgabe gemacht zu haben; ambivalente oder auch diskreditierte Mittler können wichtige Transferleistungen initiieren, obwohl sie dem anderen Land nicht unbedingt positiv gegenüberstehen.
Ausgehend von diesen Überlegungen wird das Phänomen des »Mittlers« als Kulturübersetzer nach 1945 zum ersten Mal untersuch – auf der Grundlage der deutsch-französische Geschichte. Die von den beiden Staaten nach dem Zweiten Weltkrieg vollzogene Kehrtwende von der Erbfeindschaft zur Erbfreundschaft gilt vielen als Modell und wird in internationalen Konflikten gerne als Vorbild zitiert. Im Mittelpunkt der Analyse stehen aber nicht nur die geglückten Vermittlungsprozesse, sondern auch und vor allem die Krisen und das Scheitern sowie jene fruchtbaren Missverständnisse, welche jeden Transfer begleiten. Im Schatten der Versöhnung ist der fünfte Band der Reihe »Perspektive Außenkulturpolitik«.