Konzepte von innerer Erfahrung und Gemeinschaft bilden Bezugspunkte zwischen den politisch wie weltanschaulich sehr heterogenen Gruppen, die nicht zuletzt weit auseinandergehende Ansichten hinsichtlich der Fortdauer des Sakralen in modernen Gesellschaften haben. Thomas Keller entwirrt die verschlungenen Positionen dieser Gruppierungen und legt so eine vergessene, grenzüberschreitende Spur der philosophischen Anthropologie frei.
In dem durch politische Extreme geprägten Jahrzehnt von 1937 bis 1947 suchen nonkonformistische Kreise in Frankreich nach Alternativen zur Entscheidung zwischen Liberalismus und Barbarei. Sie verfolgen dabei sehr unterschiedliche Visionen. Während das Collège socratique um Georges Bataille Elemente der christlichen Mystik in den Alltag übersetzt und auf intensive Erfahrungen des Außersichseins zielt, ist der ökumenische Moré-Kreis von der Identifikation mit dem leidenden Opfer Christi angetrieben. Die Leute der Gascogne warnen umgekehrt vor den Sakralisierungen von Staat und Technik. Als Ökologen der ersten Stunde werden sie von der Frage umgetrieben, ob die anthropologische Ausstattung überhaupt eine rettende Wende zulässt. Und schließlich entwickelt Henry Corbin eine responsive Anthropologie, die Bilderwelten des Sufismus mit neueren Theorien der Affektivität verbindet.